Zum Start des neuen Studienjahres wendet sich das Team des Deutsch-Ukrainischen Kooperationsprojekts „Förderung der Berufsausbildung in landwirtschaftlichen Colleges der Ukraine – FABU“ mit einer Botschaft an die neuen Studierenden, die Agrarcolleges und die landwirtschaftlichen Betriebe/Unternehmen sowie die ukrainische Politik.
Wir, das Team FABU, freuen uns sehr, dass sich auch in diesem Jahr wieder so viele junge Menschen für eine Ausbildung an den ukrainischen Agrarcolleges entschieden haben und heißen alle herzlich Willkommen in der Agrarcollegefamilie!
Unser besonderer Dank gilt den Agrarcolleges insgesamt und unseren Pilotcolleges im Besonderen, aber auch den zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben/Unternehmen, die sich mit großem Engagement für die theoretische und praktische Ausbildung stark machen und damit in die Zukunft junger Menschen investieren und natürlich den Finanzierenden dieser wichtigen Ausbildung.
Damit die Agrarcolleges und die landwirtschaftlichen Betriebe/Unternehmen sich auch in Zukunft weiter in diesem Maße in der Ausbildung engagieren, braucht es Planungssicherheit.

Die ukrainische Bildungspolitik ist deshalb gefordert für Klarheit und Nachhaltigkeit zu sorgen: Welche Ministerien tragen zukünftig in welchem Umfang Verantwortung für die berufliche Ausbildung? Welche finanziellen Mittel stehen zur Verfügung? Welche inhaltlichen Schwerpunkte sollen gesetzt werden? Die Beantwortung dieser und weiterer Fragen duldet keinen Aufschub.
Das FABU-Projekt ist seit 2017 ein wichtiger Wegbreiter für Innovationen in der beruflichen Bildung an den Agrarcolleges der Ukraine. FABU hat in dieser Zeit u. a. die Ausbildungs-standards und Curricula in fünf ausgewählten Spezialisierungen überarbeitet, an die Anforderungen der Berufspraxis angepasst und an die internationalen Standards herangeführt. Um die bisher erzielten Projektergebnisse nachhaltig abzusichern und für alle ukrainischen Agrarcolleges verbindlich einzuführen gilt es nunmehr, die Pilotphase in eine allgemeine Umsetzungs-/Weiterführungsphase zu überführen.
Um dies zu realisieren muss die notwenige gesetzliche Verankerung weiterer Kernelemente einer international anerkannten Ausbildung erfolgen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund eines möglichen EU-Beitritts der Ukraine (Aktuelle Standards der Collegeausbildung – Vorgaben des Europäischen QualifikationsRahmens – EQR).
Nach einer nunmehr achtjährigen Projektarbeit erwartet das Team FABU, dass die ukrainische Bildungspolitik der beruflichen Bildung an den Agrarcolleges nicht nur mit Worten den Rücken stärkt, sondern auch in der konkreten politischen Praxis: durch eine tragfähige gesetzliche Gestaltung der Rahmenbedingungen und eine rechtliche Verankerung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.
Zusätzliche Bürokratie, unklare und ständig wechselnde Zuständigkeiten sowie bloße Ankündigungen bringen an dieser Stelle niemand weiter. Die berufliche Bildung an den Agrarcolleges braucht jetzt Verbindlichkeit für die junge Generation ebenso wie für die Agrarcolleges selbst und die zukünftigen Arbeitgeber, die Betriebe/Unternehmen.
Trotz der geschilderten ungünstigen Rahmenbedingungen und der kriegsbedingten Beeinträchtigungen ist es umso erfreulicher, dass auch in diesem Jahr wieder so viele Jugendliche ihren Weg in eine Ausbildung an einem Agrarcollege eingeschlagen haben. Obwohl die Zulassungskampagne aktuell noch läuft, wurden allein für die Studiengänge im Agrarbereich bis zum 10. August bereits 11.570 Bewerbungen an die Colleges eingereicht.

Mit dem Einstieg in die gewählte Ausbildung eröffnet sich ein Berufsweg voller Chancen und Verantwortung. Ob Biotechnologie, Gentechnik, GPS-Technologie, Digitalisierung, Smart Farming, Biodiversität, Nachhaltigkeit, Ökologische Landwirtschaft oder die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln: Absolventinnen und Absolventen der Agrarcolleges gestalten auf all diesen Feldern aktiv die Zukunft der Ukraine.
Acht Spezialisierungen mit mehr als 80 Bildungsabschlüssen in der Agrarcollegeausbildung bieten vielfältige Perspektiven und zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Darüber hinaus eröffnen sie auch Wege bis hin zur Selbstständigkeit.
Unser besonderer Dank zu Beginn des neuen Studienjahres gilt daher allen Lehrkräften an den Agrarcolleges sowie den Ausbilderinnen und Ausbildern in den landwirtschaftlichen Betrieben/Unternehmen, die den jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen und damit das Fundament der ukrainischen Fachkräftebasis sichern.
Die Agrarcolleges und die landwirtschaftlichen Betriebe/Unternehmen sind die Möglichmacher und verdienen Anerkennung und Unterstützung gleichermaßen.
Vor diesem Hintergrund richten wir einen Appell an die ukrainische Bildungspolitik:
Wer die Fachkräftesicherung der Ukraine wirklich ernst meint, muss jetzt entschlossen handeln und die durch das FABU-Projekt eingeleiteten Innovationen zügig landesweit umsetzen und weiterentwickeln, damit die Wettbewerbsfähigkeit der ukrainischen Landwirtschaft gestärkt wird und die Stabilität und Zukunftsfähigkeit der Ukraine weiterhin sichergestellt ist.