Der neue Ansprechpartner im Referat 624 des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), Herr Stephan Framke traf sich am 13. Mai 2025 mit dem Team des bilateralen Kooperationsprojekts „Förderung der Berufsausbildung in landwirtschaftlichen Colleges der Ukraine“ (FABU) in Bonn, um sich persönlich vorzustellen und sich einen Eindruck von der Projektarbeit zu machen.

Neben Stephan Framke nahmen Audrius Paura, Project Manager GFA, Birgit Maier-Stein, Geschäftsführerin, ADT Project Consulting, Hans Georg Hassenpflug, Projektleiter FABU und Andriy Getya, stellvertretender Projektleiter FABU teil.

Der Leiter des FABU-Projektes, Herr Hassenpflug per Zoom zugeschaltet,  eröffnete den Gedankenaustausch und betonte einleitend, dass der Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften im Agrarsektor der Ukraine eine bedeutende Rolle zukomme. Dies gelte umso mehr, da kriegsbedingt die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen in der Landwirtschaft weiter gestiegen sei und der Arbeitskräftemarkt diesen Bedarf nicht decken könne. Vor diesem Hintergrund komme der beruflichen Ausbildung an den Colleges im Agrarbereich eine zentrale Bedeutung bei der Lösung des Problems zu.

In seinen weiteren Ausführungen stellte er fest, dass die Berufsausbildung im Allgemeinen und die Agrarcollegeausbildung im Speziellen sich stärker an  veränderte Nachfragestrukturen am Arbeitsmarkt, neue Zielgruppen (z. B. Beratung) und veränderte Anforderungen an die berufliche Qualifikation anpassen bzw. einstellen müsse.

Dazu fehlt laut Herrn Hassenpflug bisher ein Konzept zum Umgang mit der beschleunigten fachlichen Innovation, zur Nutzung der Digitalisierung im Bildungsbereich, zur Qualifizierung des Lehrpersonals an den Agrarcolleges, zur Finanzierung der Agrarcollegeausbildung (z. B. Sachmittel und technische Ausstattung) sowie zur Entwicklung der Struktur der Bildungseinrichtungen/-standorte. Vor diesem Hintergrund wären eine nachhaltige politische Begleitung und Gestaltung der beruflichen Ausbildung wünschenswert.

Das bilaterale deutsch-ukrainische FABU-Projekt nimmt sich, so Hassenpflug, dieser Themen an. So seien beispielsweise im Rahmen der bisherigen Projektarbeit gezielt Methoden und Inhalte einer praxisnahen Ausbildung an den vier landwirtschaftlichen Pilotcolleges in der Ukraine eingeführt worden. Zu diesem Zweck seien in den vergangenen sieben Projektjahren die vorgegebenen Ausbildungsstandards und Curricula überarbeitet, an die Anforderungen der Berufspraxis und die internationalen Standards angepasst sowie die Lehrkräfte fortgebildet und praxisorientierte Lehrmethoden eingeführt worden.

Nach Aussage von Herrn Hassenpflug repräsentieren die Agrarcolleges die mittlere Ebene der Agrarausbildung in der Ukraine. Sie ermöglichen ihren Studierenden sowohl eine erste Berufsqualifikation als auch eine fachgebundene Zugangsberechtigung für die Hochschule/Universität. Sechs von zehn College-Absolventen/Absolventinnen nehmen ein weiterführendes Studium an einer Agraruniversität oder -akademie auf, die übrigen ergreifen eine Berufstätigkeit. Typische Arbeitsplatzchancen bestehen in landwirtschaftlichen Großbetrieben, in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen oder in den familiengeprägten Farmerbetrieben.

In seinen weiteren Ausführungen stellte er fest, dass die Colleges gefordert seien ihre Absolventen*innen „berufsfähig“ zu machen, um den Ansprüchen der potenziellen Arbeitgeber und Hofnachfolger gerecht zu werden. Dies bedeute, dass die Studierenden die landwirtschaftlichen Grundlagen in ihrer Breite kennen und entsprechend der gewählten Spezialisierung über vertiefte fachliche Spezialkenntnisse verfügen müssen. Darüber hinaus müssten sie über die notwendigen Fertigkeiten verfügen, diese Kenntnisse im betrieblichen Zusammenhang praktisch anzuwenden und sollten ein gewisses Maß an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Managementfähigkeiten besitzen. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, die Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben und die Verlagerung der Praxisphasen auf Betriebe mit zeitgemäßer Ausstattung deutlich zu verstärken, so Hassenpflug weiter.

Mit der Aktualisierung von Standards, Lehrplänen und -inhalten sowie der Qualifizierung der Dozenten/Dozentinnen und der Verbesserung der Agrarcollegeausstattung im Hinblick auf Lehrmaterialen, technische Ausstattung und Infrastruktur sind in den Pilotcolleges wichtige ausbildungsbezogene Investitionen in die Zukunft vorgenommen worden Diese Erfolgskette gelte es weiterhin zielgerichtet zu verfolgen.

Die bisherigen Projektevaluationen bescheinigen dem Projekt eine erfolgreiche Arbeit. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen (Corona, Krieg) konnten – gemessen an den vorgegebenen Zielvorgaben die vorgesehenen Ergebnisse erreicht bzw. mehr als erreicht werden.

Herr Framke beurteilte die bisher im Projekt geleistete Arbeit sehr positiv und betonte, dass eine marktorientierte Ausbildung der Studierenden zu den wichtigsten Aufgaben eines Bildungssystems gehöre. Das FABU-Projekt und seine ukrainischen Partner hätten hierfür nach seinem Eindruck, einen ganz wichtigen Beitrag geleistet. Er zeigte sich von der konstruktiven und zielorientierten Zusammenarbeit der Projektpartner beeindruckt und wünscht sich für die Zukunft, dass die erzielten Ergebnisse nachhaltig in die gesamte ukrainische Agrarcollegeausbildung integriert werden.

Abschließend stellte er fest, dass der Gedankenaustausch und die Informationen sehr konstruktiv und für ihn sehr wichtig waren. Alle Gesprächsteilnehmenden freuen sich auf eine weitere Zusammenarbeit.