Mein Name ist Dmytro Semernya. Ich bin 23 Jahre alt und habe das Agrotechnische Fachcollege Glukhiv der Nationalen Agraruniversität Sumy besucht und erfolgreich abgeschlossen.

Faszination Technik

Nicht jeder Schüler/jede Schülerin/jeder Jugendliche weiß schon in jungem Alter in welchem Bereich/Beruf er/sie später einmal arbeiten möchte. Bei mir stand schon sehr früh fest: Ich wollte einen technischen Beruf. Mein Interesse galt bereits im Kindesalter Maschinen, insbesondere Landmaschinen. Ihr Aufbau hat mich fasziniert und ich war sehr neugierig ihre Funktionsprinzipien kennenzulernen und zu verstehen.

Daher beschloss ich nach der 9. Klasse der Sekundarschule I an dem „Agrotechnischen Fachcollege Glukhiv der Nationalen Agraruniversität Sumy Landtechnik zu studieren.

Meine Familie unterstützte mich bei meiner Berufswahl. Insbesondere mein Vater, der als Mechaniker arbeitet, erzählte mir häufig von seiner Arbeit. Er zeigte mir oft Geräte und Maschinen. Auf diese Weise weckte und förderte er mein Interesse.

Informieren ist ganz wichtig

Die Entscheidung, mich bei dem Fachcollege Glukhiv der Nationalen Agraruniversität Sumy zu bewerben, traf ich nach dem Besuch diverser Tage der offenen Tür an verschiedenen landwirtschaftlichen Colleges. Die im Rahmen der Collegebesuche erhaltenen Informationen über die inhaltlichen Angebote der Fachrichtungen und die Zulassungs-bedingungen waren sehr wertvoll. Weitere Info-Quellen für mich waren das Internet und Gespräche mit ehemaligen College-Absolvent*innen. Insbesondere die Gespräche mit den ehemaligen College- Absolvent*innen erwiesen sich als sehr Nützlich. Sie vermittelten mir ein realistisches Bild von meinem angestrebten Studium und meinem zukünftigen Beruf.

Quintessenz/Resümee: In der Zusammenschau hat das Ausbildungsangebot des Fach-college Glukhiv der Nationalen Agraruniversität Sumy mich am meisten angesprochen und überzeugt.

Vorsicht bei sozialen Medien und Werbebroschüren

Plattformen wie Instagram, TikTok, Linkedin oder Xing bieten zwar auch vielfältige Informationsmöglichkeiten, bergen aber oft große Risiken. Gerade für mich als Berufs-einsteiger war es zum Teil sehr schwer den Wahrheitsgehalt der Informationen nachzuprüfen bzw. richtig einzuordnen. Häufig waren die Informationen so allgemein gehalten, dass sie meine spezifischen Fragen nicht beantworten konnten. Außerdem vermittelten sie in der Regel kein authentisches Bild der Ausbildung geschweige denn des vorgestellten Berufes. Gleiches gilt auch für viele Flyer bzw. Werbebroschüren.

Große Schwierigkeiten hatte ich bei der Entscheidung der Auswahl der Spezialisierung. Das Fachgebiet Landtechnik bietet zwei Spezialisierungen an, nämlich  „Reparatur von Maschinen“ und „Konstruktion von Maschinen“.  Letztendlich habe ich mich dann für die Spezialisierung „Reparatur von Maschinen“ entschieden.

Informationsangebote zur Berufsfindung sind verbesserungswürdig

Aufgrund meiner Erfahrungen bin ich überzeugt, dass das Berufsberatungsprogramm bzw. die Programme zur Berufsorientierung für Absolvent*innen der 9. Klasse verbesserungs-würdig sind. Um bessere Einblicke in das Berufsleben zu erhalten sollten mehr Exkursionen zu Betrieben und mehr praktische Übungen angeboten werden. Auf diese Weise erhalten die Schüler*innen ein authentischeres Bild von realen Arbeitswelt eines College-Absolventen/einer College-Absolventin.

Des Weiteren sind Treffen mit ehemaligen Collegeabsolvent*innen sind sehr hilfreich. Auch sie vermitteln/geben wertvolle Hinweise für die eigene Berufsorientierung.

Studium – mehr als pauken/lernen

Durch das Studium am College habe ich viele Freunde kennengelernt/gewonnen. Ich habe meine Collegeausbildung in einer Zeit ohne Epidemie und Krieg absolviert, so dass es auch viele interessante Aktivitäten außerhalb des Unterrichts gab. Dadurch bin ich im Laufe der Ausbildung von Jahr zu Jahr unabhängiger/selbstständiger geworden.

Kombination von Theorie und Praxis

Was die Ausbildung am College anbelangt, haben mich die praktischen Übungen am meisten interessiert und fasziniert. Unter der Anleitung von Lehr- oder Servicekräften moderne Geräte kennen zu lernen, sie zu reparieren oder für die neue Saison vorzubereiten, das war einfach „geil“.

Gerne habe ich auch an Praktika teilgenommen. Die Arbeitsbedingungen in einem Betrieb/Unternehmen täglich zu erleben, mit den Beschäftigten zu sprechen und mich über die Beschäftigungsaussichten zu informieren war sehr interessant und spannend. Dadurch habe ich wertvolle Einblicke und Hinweise für meine aktuelle berufliche Tätigkeit erhalten.

Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Veränderungsprozess. Diesen Veränderungsprozessen muss sich die Collegeausbildung entsprechend anpassen.  Leider sind die Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Collegeausbildung aktuell durch den anhaltenden Krieg erschwert und sehr stark eingeschränkt. Was die Colleges in der Grenzregion Sumy vor diesem Hintergrund aktuell leisten ist bemerkenswert und sehr respektabel. „Hut ab“.

Ich bin froh über meine Entscheidung, eine Collegeausbildung zu absolvieren. Ich würde diese Entscheidung jederzeit wieder treffen, denn dadurch habe ich einen Job, der mich zufrieden stellt und mir auch genügend finanzielle Sicherheit bietet.

Ich habe das Fachcollege Glukhiv mit der professionellen Junior-Bachelor Qualifikation abgeschlossen.

Praktikum – Berufliche Möglichkeiten entdecken

Während des 4-monatigen Technologischen Praktikums konnte ich mich vergewissern, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Gleichzeitig lernte ich die Arbeitstechniken in verschiedenen Arbeitsfeldern in dem Praktikumsunternehmen kennen. Das 4-monatige Technologische Praktikum war für mich ein wichtiges Career Starter Kit. Ich konnte Arbeiten selbstständig machen und Erfahrungen sammeln die weit über das hinausgingen was mir Fachleute in Gastvorträgen bzw. die theoretische und praktische Ausbildung am College vermitteln konnten.

Eine Sache ist es jemandem zuzuhören, eine andere, es selbst zu tun. Während des Praktikums ist man Teil eines Teams. Man sieht dadurch die Arbeitsabläufe aus einem anderen Blickwinkel. Man beobachtet/betrachtet z. B. die Beziehungen zwischen den Mitarbeiter*innen. Auf diese Weise entwickelt sich schnell ein Gefühl, ob man bereit ist, in diesem Bereich zu arbeiten und ob man Teil dieser Gemeinschaft werden kann oder werden will. Daher glaube ich, dass das Technologische Praktikum in der jetzigen Form den Studierenden wichtige Eindrücke und Erfahrungen über eine zukünftige berufliche Tätigkeit liefert.

Beruf mit Perspektive

Seit meinem Collegeabschluss arbeite ich als Traktorfahrer im „Krolevets Futterwerk“. Erste Kontakte zu dem Unternehmen hatte ich bereits durch ein von meinen Collegelehrer*innen organisiertes Praktikum. Anschließend habe ich dort mein Technologisches Praktikum gemacht. Das Team hat mich sehr gut aufgenommen. Jeder hat versucht, mir zu helfen, mich zu unterstützen und mir die besten Möglichkeiten für die Durchführung der verschiedenen Tätigkeiten zu vermitteln. Das hat meine Entscheidung, bei dem Praktikumsunternehmen zu arbeiten, stark beeinflusst.

Für meine Tätigkeit im Unternehmen war ein großes Plus die Berufe, die ich während meines Collegestudiums zusätzlich erlernt habe: Traktorfahrer in der landwirtschaftlichen Produktion, Mechaniker für die Reparatur von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Kraftfahrzeugführer (Kategorien A1, A2, B1).

Meine Zukunft – spannend und herausfordernd

Landtechnik ist eine vielversprechende Branche, die sich ständig weiterentwickelt und aktuell mit der Digitalisierung vor großen Herausforderungen steht. Ein spannender Prozess, der auch mich fordert zusätzliche Qualifikationen zu erwerben.  In naher Zukunft möchte ich mich weiterbilden, um diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden und mich beruflich weiter zu entwickeln.