Die Chance, mit einer breiten Öffentlichkeit ins Gespräch zu kommen und zu zeigen, was die Landwirtschaft alles zu bieten hat – aus diesem Gedanken heraus hat sich der erste „Tag des offenen Hofes – Tag der Ausbildung“ in der Ukraine entwickelt.
Der „Tag des offenen Hofes – Tag der Ausbildung“ ermöglicht einen unvoreinge-nommenen Dialog zwischen Landwirt:Innen, Schüler:Innen, Eltern, Lehrkräften und Verbraucher:Innen vor Ort. Ein Blick in den Stall, die Vorführung von landwirtschaft-lichen Maschinen und ein Gang zu den Feldern – das alles nach dem Motto: „Landwirtschaft zum Anfassen, entdecken und mit allen Sinnen erleben“.
Der „Tag des offenen Hofes – Tag der Ausbildung“ liefert somit spannende Einblicke und gibt Antworten zum Beispiel auf Fragen wie: Wann wird welches Getreide geerntet? Wie digital ist der Kuhstall? Und wann beginnt der Arbeitstag auf einem Hof?
An so einem Tag gibt es viel zu entdecken: Ob im Stall, auf den Feldern, im Garten oder im Maschinenpark. Landwirt:Innen zeigen und erklären, wie die moderne Landwirtschaft funktioniert.
Ob Getreide-, Kartoffeln- oder Sonnenblumenanbau, ob Gemüsehof, Weingut oder ein Obsthof – die Landwirtschaft in der Ukraine ist facettenreich. Auch die Betriebsformen sind verschieden: So gibt es die Hauswirtschaft und den Familienbetrieb, aber auch die Agrargenossenschaft oder die Holding-Gesellschaft. Auch die Technik auf den Betrieben unterscheidet sich: alte bewährte Landtechnik wird gepflegt, parallel wird neue, digitale Technik erprobt und eingesetzt.
Moderne Landwirtschaft ist nachhaltig, produktiv, umweltfreundlich, innovations-freudig und äußerst vielfältig. Sie gilt es zu entdecken und zu verstehen. Nah an den Tieren, in den Ställen und auf den Feldern eines landwirtschaftlichen Betriebes kann man sachliche und informative Gespräche führen, lassen sich Produktionsweisen anschaulich erläutern und offene Fragen klären.
In diesem Jahr wurde dieses Format einer Informationsveranstaltung am 04. September 2024 das erste Mal in der Ukraine mit der organisatorischen Unterstützung durch das Fachcollege Agrar Myrohoscha durchgeführt.
Die Veranstaltung fand in zwei der Unternehmen statt, die Praktikanten:Innen des Agrarcolleges ausbilden. Es handelt sich um:
- den Betrieb PJSC „Dubnomoloko“ (Fachrichtung Tierproduktion, Agrar-technik, Elektrotechnik) und
- den Betrieb LLC „Agro-Classic“ (Fachrichtung Pflanzenproduktion, Agrar-technik, Elektrotechnik).
Im Rahmen der Veranstaltung fand im Unternehmen PJSC „Dubnomoloko“ auch ein Treffen zwischen der Praktikumskoordinatorin des WMZ VFPO, Frau L. Shcherbakova, dem Praktikumskoordinator des Fachcolleges Agrar Myrohoscha, Herrn V. Ternovyk, der Direktorin des Colleges, Frau I. Dukhnych, und dem Betriebsleiter, Herrn Oleg Vlasiuk, der Personalchefin, Frau Victoria Krasii, dem betrieblichen Praktikumsleiter, Herrn Oleksandr Mudryuk, sowie den aktuellen Praktikanten:Innen und Absolventen:Innen des Agrarcolleges statt.
In der Diskussion wurden verschiedene Themen angesprochen (Mit welchen Problemen sind sie während ihres Praktikums konfrontiert worden? Wollen sie weiterhin in diesem Unternehmen arbeiten? Wo sehen sie sich in 5 Jahren?).
Im Unternehmen „Agro-Classic LLC“ war Frau T. Bilousova Ansprechpartnerin für die Durchführung der Veranstaltung. Frau Bilousova hat im Jahr 2023 an einer Fachinformationsfahrt zur Thematik „Duale Ausbildung in Deutschland“ nachBranden-burg und Sachsen teilgenommen. Sie organisierte u. a. im Rahmen der Veranstaltung ein Treffen mit aktuellen Praktikanten:Innen des Fachcolleges Agrar Myrohoscha. Die Studierenden sprachen über ihre aktuellen Herausforderungen und die Pläne für die Zukunft. Beispielsweise wurden folgende Fragen diskutiert: Wie wenden die Studierenden ihr Fachwissen in der Praxis an? Sind sie mit dem 4-monatigen Technologischen Praktikum zufrieden? Welcher Zeitplan (wie viele Monate) ist ideal für ein Praktikum in diesem Unternehmen?
Zu beiden Veranstaltungen waren auch Vertreter:Innen der umliegenden Unter-nehmen eingeladen.
Der stellvertretende Direktor des WMC VFPO, Herr M. Khomenko, und der stell-vertretende Projektleiter, Herr A. Getya, stellten den Teilnehmenden das FABU-Projekt kurz vor und diskutierten mit den Praktikanten:Innen über den bisherigen Verlauf des Praktikums. Sie wünschten den Studierenden weiterhin ein interessantes und lehrreiches Praktikum.
Fazit:
Die praktische Ausbildung ist ein ganz wichtiger Bestandteil einer modernen beruflichen Ausbildung. Für die Studierenden ist es wichtig, praktische Erfahrungen außerhalb des Colleges zu sammeln. Auf diese Weise werden neben den fachlichen und methodischen Kompetenzen auch die persönlichen Kompetenzen sowie die Fähigkeit, berufliche Kontakte zu knüpfen; im Team zu arbeiten; mit dem Management zu kommunizieren etc. entwickelt.
Letztere waren von Beginn an ein FABU-Projekt-Ziel, mehr praktische Elemente in die Collegeausbildung zu integrieren, um das theoretische Wissen der Vorlesungen mit der praktischen Anwendung zu kombinieren.
Durch die Arbeit des FABU-Projektes ist es gelungen, im Curriculum/Lehrplan für das Technologische Praktikum in den fünf Spezialisierungen der Pilotagrarcolleges 720 Stunden verbindlich aufzunehmen. Darüber hinaus wurde in Zusammenarbeit mit Frau S. Baum vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) in Potsdam ein „Leitfaden für die Organisation des technologischen Praktikums in den landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen und bezüglich der Aufgaben der Praktikumsbeauftragten“ erarbeitet.
Die Praktikumskoordinatorin bei der staatlichen Einrichtung „WMC VFPO“ und ihre Kollegen:innen bei den Pilotagrarcolleges wurden ausgewählt und eingestellt. Sie haben bereits im Jahr 2023 ihre Arbeit aufgenommen. Im Rahmen von Fachinformationsfahrten nach Deutschland in den Jahren 2023 und 2024 wurden sie und weitere ausgewählte Koordinatoren:Innen aus den Betrieben geschult und ihnen gezeigt, wie praktische Ausbildung im dualen Ausbildungssystem organisiert wird.
In Zusammenarbeit mit den Praktikumsbeauftragten wurde mittlerweile eine Liste von Praktikumsbetrieben erstellt, die derzeit 206 Betriebe für die vier Pilotcolleges umfasst. Im Jahr 2023 haben 405 Studierende ihr Praktikum nach den neuen Vorgaben absolviert. In diesem Jahr hat sich die Zahl der Studierenden im Praktikum bereits auf 648 erhöht.
Angesichts der steigenden Zahl von Studierenden, die ein Technologisches Praktikum nach den neuen Regeln machen möchten, ist die Verfügbarkeit von Praktikumsplätzen für das viermonatige Praktikum nach wie vor ein Problem. Obwohl die Betriebe die Verlängerung der Praktikumsdauer generell positiv bewerten, ist es notwendig, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um zusätzliche Praktikumsplätze (auch im Ausland) zu gewinnen.
Zum Schluss:
Der Tag des offenen Hofes bietet eine einmalige Chance, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb auf Entdeckungsreise zu gehen
Egal ob Groß oder Klein, Alt oder Jung, Familie oder Single – beim Besuch kann man sich ein eigenes Bild von den Betrieben machen – unbeeinflusst von Werbeversprechen oder zugespitzten medialen Debatten. Besser lässt sich Landwirtschaft nicht begreifen. Ob im Stall bei den Kühen oder vor Maschinen, deren Radgröße alle überragt – beim „Tag des offenen Hofes“ geht das Erleben einher mit Begegnungen auf Augenhöhe zwischen denen, die essen, und denen, die fürs Essen sorgen.
Optimal für den persönlichen Austausch – auch über das, was Landwirte und Landwirtinnen konkret für mehr Klimaschutz oder Tierwohl tun. Welche digitalen Tools dafür auf den Höfen genutzt werden? Oder wie Verbraucher und Verbraucherinnen selbst Verantwortung übernehmen und die regionale Erzeugung unterstützen können? All das lässt sich beim „Tag des offenen Hofes“ im direkten Gespräch vor Ort klären.
Resümee: Ein gelungener Tag – insbesondere für die Betriebe, die Schüler:Innen, Eltern, Studierenden und Lehrkräfte, aber auch für die Gäste. Eine interessante und informative Veranstaltung. Viele Eindrücke so unterschiedlich, wie die heutige Landwirtschaft selbst.
Eine gute Basis wurde geschaffen. Die Herausforderung für die Zukunft besteht darin, sie auf breitere Füße zu stellen und inhaltlich/konzeptionell weiterzuentwickeln. Packen wir es an – es lohnt sich.