Seit fast neun Monaten führt die russische Regierung Krieg gegen die Ukraine. Die russische Führung behauptet, dass es sich um eine “gezielte Militäroperation” gegen “Faschisten” handele. Die Bilder, die seit Wochen aus der Ukraine gezeigt werden, vermitteln hingegen eine andere Realität. Das russische Militär zerstört gezielt und sinnlos Schulen, Wohngebäude, Gesundheitseinrichtungen sowie lebenswichtige Infrastruktur (Strom-, Wasser-, Gasversorgung) und tötet und foltert Zivilisten.
Jenseits des menschlichen Leids durch tausende Tote und Millionen Flüchtlinge sind die Schäden an den Gebäuden und der Infrastruktur massiv und die wirtschaftlichen Schäden für die Ukraine verheerend.
Vom Krieg sind mittlerweile auch mehr als 1.000 Bildungseinrichtungen (Schulen, Colleges, Hochschulen und Universitäten) betroffen. So wurde beispielsweise in Charkiw die Charkiwer Schule Nr. 134 vollkommen zerstört. Ferner zertrümmerten russische Bomben/Raketen mehrere Gebäude der Universitäten, darunter die Ökonomische Fakultät der Karazin Kharkiv National University.
Andere Satellitenfotos zeigen das erschreckende Ergebnis der Bombardierung bzw. des Raketeneinsatzes in Mariupol. Hier wurde ein Theater und ein Rehazentrum für Kinder dem Erdboden gleich gemacht. In Irpin und Tschernihiw (Sekundarschule Nr. 18 D) waren es Schulen und Sportanlagen. Die Aufzählung/Liste des Wahnsinns ist lang und lässt sich beliebig fortsetzen.
Die Schüler*innen und Studierenden in der Ukraine haben die Zerstörung täglich real vor Augen und/oder durch die Social Media präsent. Auf die Frage, was ihnen durch den Kopf geht, antworten sie, dass sie Angst haben, sie der tägliche Luftalarm und das Leben in Schutzräumen belastet, sie den fehlenden Kontakt zu Freunden*innen vermissen, aber dass ihnen vor allem die Menschen, die sich im Krieg befinden, leidtun.
Für viele ist es extrem schwierig, die aktuelle Situation einzuordnen. Da haben sie eben gerade die Corona-Pandemie erlebt. Das war schon eine Ausnahmesituation. Nun das ganze Kriegsgeschehen (Siehe auch Bericht von der Studentin Kamila Garnisheva im Anhang).
Für die nicht direkt Betroffenen ist das ganze surreal und sie sind deshalb vielleicht auch etwas «weniger überrascht». Vor diesem Hintergrund ist daher für viele der Krieg nur eine neue Momentaufnahme: Sie nehmen wahr, dass es (schon wieder) einen Krieg mit Bomben, Zerstörung und Flüchtlingen gibt.
Kurzfristig hat die Schaffung/Sanierung von privatem Wohnraum und öffentlichen Gebäuden sowie die Rekonstruktion von kritischer Infrastruktur (Wiederherstellung der Stromnetze, der Trinkwasser- und Energieversorgung etc.) höchste Priorität. Weitere Schwerpunkte finden sich in der Reparatur von Schulen und Kindergärten.
Zusagen der Unterstützung zur unmittelbaren Bewältigung der Kriegsfolgen und beim Wiederaufbau einer freien Ukraine gibt es mittlerweile eine ganze Reihe. Während aber an vielen Stellen noch über eine Aufbauhilfe diskutiert wird setzt das FABU-Projekt nach dem Motto „Weniger schnacken – besser anpacken“ bereits erste Hilfsmaßnahmen mit dem Ziel um, den Arbeits- und Lehrbetrieb an dem stark geschädigten Agrarcollege und der Außenstelle des Wissenschaftlich Methodischen
Zentrums für Aus- und Hochschulbildung (WMZ VFPO) in Nemichayewo sicherzustellen. Schließlich steht der Winter vor der Tür.
Das russische Militär hatte bei seinem Rückzug aus der Region Kiew mit blinder Zerstörungswut die Arbeitsplätze der Lehr- und Verwaltungskräfte und die technische Ausstattung der Lehrräume gestohlen oder mit brachialer Gewalt zerstört.
Dank der Unterstützung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft konnte mit Hilfe des Projektes „Förderung der Berufsausbildung an landwirtschaftlichen Colleges in der Ukraine ( FABU)“ der Lehrbetrieb durch die Beschaffung von
- Generatoren
- Personal Computern und Laptops
- Tintenstrahldruckern und Laser-Multifunktionsgeräten
- Bildschirmen, Plasmabildschirmen und Multimediatafeln
- Beamern
- Web-Kameras und
- WLAN-Routern sowie
in ganz kurzer Zeit wieder aufgenommen und sichergestellt werden.