Ein wichtiger Bestandteil des Studiums an den landwirtschaftlichen Colleges ist die praktische Ausbildung der Studierenden. Diese findet traditionell im Rahmen des Technologischen Praktikums auf ukrainischen Betrieben statt. Das Technologische Praktikum soll den Studierenden die für ein erfolgreiches Studium erforderlichen Kenntnisse der landwirtschaftlichen Produktionsverfahren und einen Einblick in die Produktionsbedingungen der Betriebe/Unternehmen vermitteln. Auf diese Weise erhalten die Studierenden die Möglichkeit, sich mit den realen Bedingungen der zukünftigen Arbeit vertraut zu machen. Konkret bedeutet dies zum Beispiel die Arbeit im Team, die Aneignung von beruflichen und persönlichen Kompetenzen inklusive der eigenverantwortlichen und selbständigen Handlungsfähigkeit Kompetenzen. Dazu gehören auch die während der Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu analysieren und mögliche Defizite in der theoretischen Wissensvermittlung zu erkennen.
Das Technologische Praktikum dauert an den Pilotcolleges seit diesem Jahr erstmals vier Monate. Auch wenn die Vorbereitungen durch die Kriegssituation aktuell stark beeinträchtigt wurden, sind die konzeptionellen Vorbereitungen soweit erarbeitet worden, dass das technologische Praktikum entsprechend der neuen Vorgaben durchgeführt werden kann.
Landlüfte schnuppern – ein Praktikum machen – das geht auch im Ausland.
Im Rahmen des FABU-Projekts wurde die Möglichkeit geschaffen das Technologische Praktikum auch auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland abzuleisten. In einer zunehmend globalisierten Welt macht es Sinn, Berufserfahrung im Ausland zu sammeln.
Dieses Angebot haben im Zeitraum 2018 bis 2021 mehr als 100 Studierende genutzt. Vor dem Hintergrund einer stetig steigenden Zahl interessierter Studierender war geplant, das Angebot eines Auslandspraktikums in Deutschland auch in der 2. Projektphase weiter anzubieten. Der Krieg der Russischen Föderation in der Ukraine führte jedoch zu Änderungen der Pläne: Die Praxis als solche verlor in den Köpfen der Studierenden an Priorität, der Sprachunterricht in Deutsch wurde eingestellt, die Ausreise von Studierenden auf Studentinnen beschränkt, die Visaausstellung erschwert und traditionelle Reisewege eingestellt oder blockiert. All dies führte dazu, dass das Auslandspraktikum in Deutschland nicht im Zeitraum von März bis Mai gestartet werden konnte.
Seit Anfang Juni erreichten uns dann doch wieder vermehrt Anfragen insbesondere von Studentinnen, ob die Möglichkeit eines Praktikums in Deutschland immer noch gegeben sei. In Abstimmung mit Agrar Kontakte International e.V. (AKI) in Stuttgart wurden verschiedene Wege einer Durchführung ausgelotet. Konsequenz: Es wurden Änderungen an den Programmbedingungen vorgenommen, die den Eltern der Studentinnen im Rahmen eines Online-Meetings mitgeteilt wurden. Nachdem alle Formalitäten mit den Eltern und den Agrarcolleges besprochen und offene Fragen geklärt waren, äußerten fünf Studentinnen des Nemyshayevo Agrarcollege den Wunsch auf einem Bauernhof in Süddeutschland ein vier bis sechs monatiges Betriebspraktikum zu absolvieren. Nach einer langen Odyssee konnte der Abstimmungsprozess erfolgreich abgeschlossen werden. Die Studentinnen erreichten zu ihren Betrieben in Baden Württemberg.
Trotz einiger Änderungen in den Praktikumsverträgen (z. B. kein Deutschunterricht in der Reisevorbereitung) sind die Bedingungen für das Ableisten des Praktikums auf den Betrieben unverändert. Dazu gehören zum Beispiel das Führen eines Praktikumstagebuchs, die aktive Mitarbeit auf dem Bauernhof, die Erstellung einer Praktikumsarbeit und deren Verteidigung nach der Rückkehr in die Ukraine.
Traditionell wird von allen Auslandspraktikanten*innen während des Praktikums in Verbindung mit einer kulturellen Exkursion wenigstens ein führendes Agrarunternehmen in Deutschland besucht.