Unter dem Titel „Förderung der Berufsausbildung an den landwirtschaftlichen Colleges in der Ukraine (FABU)“ startete am 15. August 2017 die erste Phase des bilateralen Kooperationsprojektes. Diese endete nach gut 4 Jahren Laufzeit am 30. November 2021. Das von der Bundesrepublik Deutschland finanzierte Projekt war mit einem Budget von insgesamt rund 3,85 Mio. € brutto (rund 3,24 Mio. € netto) ausgestattet.

Politischer Projektpartner auf deutscher Seite war das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Auf der Seite der Ukraine waren die politischen Projektpartner das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung (MAPE), welches 2019 in das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft (MEDTA) integriert und im Jahr 2021 erneut als eigenständiges Ministerium etabliert wurde, sowie das Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MBW).

Mit der Projektimplementierung und -durchführung auf deutscher Seite wurde die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) bestehend aus der ADT Project Consulting GmbH (ADT) in Bonn, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen-Geislingen und der Gesellschaft für Projekt- und Prozessmanagement in der Agrarwirtschaft (PPMA) in Triesdorf beauftragt. Die Federführung der ARGE lag bei ADT.

Partner und Leistungsempfänger auf ukrainischer Seite waren die dem Bildungsministerium (MBW) nachgeordnete staatliche Einrichtung AGROOSVITA, seit Juni 2019 umbenannt in Wissenschaftlich-Methodisches Zentrum für die Hochschul- und weiterführende Berufsbildung (WMZ VFPO), sowie die vier Agrarcolleges in Glukhiv, Illintsi, Myrohoschanskyi und Lipkovativka.

Nach mehr als vier Jahren intensiver gemeinsamer Tätigkeit und einer sehr guten Zusammenarbeit haben das Projektteam und die Projektpartner großartige Ergebnisse erzielt. Diese wurden im Rahmen einer Projektabschlusskonferenz am 20. Oktober 2021 in Kiew gewürdigt (siehe Programm)

Frank Müller, Agrarattaché an der Deutschen Botschaft, moderierte die Veranstaltung mit gut 50 Teilnehmer*innen aus den Ministerien, den Bildungseinrichtungen, der Wirtschaft und weiteren Partnern des Projektes sowie der Medien.

Bereits in den Begrüßungen würdigten Johanna Scholz, Referentin im Referat 624 – Internationale Projekte des BMEL und Oleh Sharov, Direktor des Direktorates für berufliche- und Hochschulbildung des MBW sowie Andriy Mynka, Stellvertretender Leiter der Abteilung für Landwirtschaftliche Infrastruktur des MAPE die Leistungen des für die Modernisierung und Internationalisierung der Ausbildung an den Agrarcolleges in der Ukraine so wichtigen Projekts. Trotz enormer Herausforderungen und zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen konnten sehr gute Ergebnisse erzielt werden.

So hat das Projektteam in den vergangenen gut 4 Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um die Berufsausbildung an den Pilotcolleges in den ausgewählten Spezialisierungen (Pflanzenbau, Tierhaltung, Veterinärmedizin, Landtechnik und Elektrotechnik) an internationale Standards und die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen. Im Zentrum der Projektarbeit stand dabei das Ziel der Vermittlung von Kompetenzen für die berufliche und persönliche Handlungsfähigkeit (Stichworte: Eigenverantwortlichkeit, Selbständigkeit) der Studierenden. Dazu wurden unter anderem:

  1. Die Lehrpläne zu den fünf oben genannten Spezialisierungen mit den ukrainischen Partnern überarbeitet;
  2. Die Lehrinhalte aktualisiert und neue Lehrmodule (z. B. Digitalisierung in der Landwirtschaft) konzipiert. Insgesamt wurden 43 Lehrmodule mit fachlichem Inhalt neu überarbeitet bzw. entwickelt und 20 Themenfelder in Methodik und Didaktik bearbeitet;
  3. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Fach- und Lehrkräften an den Pilotcolleges und auf ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben forciert. So wurden u. a. insgesamt mehr als 1.000 Lehrkräfte in Fachthemen und mehr als 300 Lehrkräfte in methodisch-didaktischen Fragestellungen geschult;
  4. Außer den Lehrmodulen wurden rund 60 Fachbeiträge für die Internet Community, und mehr als 10 Basisveröffentlichungen (Handouts, Leitfäden, etc.) publiziert sowie nahezu 30 Fachvorträge zum Thema „Berufliche Ausbildung“ gehalten.

Darüber hinaus leistete das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Überarbeitung der Bildungsstandards (Inhalte und Methoden), so dass mit Schreiben vom 01. Juni 2019 des ukrainischen Bildungsministeriums – Schreiben Nr. 3-302-19 – diese für den Test an den Pilotcolleges freigegeben wurden.

Der dritte wichtige Beitrag des Projektteams war die Unterstützung bei der Verbesserung der praktischen Berufsausbildung. So wurde das Technologische Betriebspraktikum auf den landwirtschaftlichen Betrieben neugestaltet und 101 Studierenden ein 6-monatiges Betriebspraktikum in Deutschland ermöglicht.

Darüber hinaus wurden vier Fachinformationsfahrten nach Deutschland organisiert, bei dem hochrangige Delegierte und Dozenten*innen mit verschiedenen deutschen staatlichen Institutionen (Ministerien, Schulen etc.) und Betrieben Erfahrungen austauschten, praktische Herausforderungen diskutierten oder in Fachthemen geschult wurden.

Aufgrund der globalen Pandemiesituation musste das Projekt ab Mitte März 2020 über viele Monate auf digitale Veranstaltungen und Kommunikation umgestellt werden. Da die COVID-19-bedingten Restriktionen bis zum Ende des Projekts nicht vollständig aufgehoben wurden, konnten die internationalen Kurzzeitexperten nur eingeschränkt in die Ukraine reisen. Dennoch war das Projektteam in der Lage, alle entscheidenden Aktivitäten gemeinsam mit den ukrainischen Partnerorganisationen durchzuführen. Letztendlich wurde die Projektabschlussveranstaltung am 20. Oktober 2021 mit eigeschränkter Präsenz durchgeführt.

Das FABU-Projekt konnte in der 1. Projektphase, unter Berücksichtigung der durch den Projektrahmen und das politische Umfeld vorgegebenen Restriktionen, die in der Projekt- und Leistungsbeschreibung (PuL) formulierten Zielvorgaben und Ergebnisse zum Teil deutlich übertreffen.

Dem Projekt wird seitens der Evaluierung insgesamt eine sehr professionelle und pragmatische Umsetzung und dem Projektteam ein hohes Engagement in der Umsetzung der Aktivitäten und somit eine beeindruckende Ergebniserreichung bescheinigt.

Mehr Informationen zum FABU-Projekt, zu den Redebeiträgen (Powerpoint-Präsentationen) und allgemeinen Informationen zu der Projektabschlussveranstaltung befinden Sie auf der Webseite unter dem Link http://agrarausbildung-ukraine.net/

Hans Georg Hassenpflug
Projektleiter