Liebe Partner, Mitstreiter und Freunde des Projektes FABU,

am 21. April 2021 fand als Hybridveranstaltung beim Wissenschaftlich-methodischen Zentrum für Aus- und Hochschulbildung (NMC VFPO – vormals AGROOSVITA) in Zusammenarbeit mit der FAO, dem APD (www.apd-ukraine.de) und dem Projekt FABU die IV. Internationale Konferenz zum Thema “Klimawandel: Herausforderungen für die landwirtschaftliche Bildung und Wissenschaft“ statt.

Hans Georg Hassenpflug, Leiter des Projektes „Förderung der Agrarausbildung in der Ukraine – FABU“ setzte sich in seinem Beitrag unter dem Titel „Klimawandel – sind die Lehrpläne der Agrar­colleges noch zeitgemäß?“ mit der Aktualität der Lehrinhalte an den Agrarcolleges auseinander.

Einleitend stellte er fest, dass sich die Wissenschaft inzwischen erstaunlich einig darin sei, dass wir einen globalen Klima­wandel haben, der unter anderem zu weiteren Anstiegen bei der CO2-Konzentration und den Durchschnittstem­pe­raturen sowie einem ver­stärkten Auftreten von Klimaextremen (Hitzewellen, Dürre, Starkregen, Überflutungen etc.)  und veränderten Niederschlagsmustern führen werde (siehe Übersicht 1).

Die Umweltveränderungen würden unmittelbare und viel­fältige Auswirkungen auf die Landwirtschaft zur Folge haben, wie z. B. Verschiebung von Vegetationszeiten und An­bauzonen, Auftreten von neuen Krankheiten, Schädlingen und Beikräutern sowie vermehrt Hitzestress in der Tierhaltung.

In den letzten fünf Jahren habe man ja nach Aussage von Hassenpflug bereits mehrfach einen Vorgeschmack auf die anstehenden Herausforderungen und deren Bedeutung bekommen. Deshalb seien dringend Anpassungsstrategien erforderlich.

Ein Problem sieht er insbesondere auch darin, dass die Wissenschaftler nicht vorhersagen geschweige denn mit Bestimmtheit sagen können: wann, wo, wie oft, wie stark ….  einzelne Klimaereignisse auftreten werden. Offensichtlich ist, dass die Zukunftsszenarien zum Klimawandel mit erheblichen Unsicherheiten belastetet sind. Die Tendenzen, die wir heute schon beobachten, werden sich oft verstärkt fortsetzen.

Herr Hassenpflug erwähnte, dass die Folgen des Klimawandels auch in der Ukraine sichtbar seien und deshalb gerade die Landwirtschaft mit ihren spezialisierten und wissensintensiven Betriebsabläufen einem be­sonders hohen Anpassungsdruck unterworfen würde.

„Anpassung“ wird somit das Wort der Zukunft. Anpassung an klimatische Verände-rungen ist zwar nichts Neues in der Landwirtschaft – neu sind aber die Geschwindig-keit und die Dimension, so Hassenpflug. Bereits unsere Vorfahren haben auf sich ändernde Situationen reagiert. Pflanzen wurden z. B. gezüchtet, um mehr Ertrag und mehr Gesundheit zu erhalten und weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen zu müssen. Ställe wurden stabil oder weniger stabil gebaut, um sich dem Wetter zu stellen.

Entscheidend war bisher immer das gestellte Ziel – Ertrag, Qualität, Leistung und Gesundheit der Pflanzen und Tiere – möglichst wirtschaftlich zu erreichen.

Das Thema Klimawandel spiele bisher in der Collegeausbildung der Ukraine eine untergeordnete Rolle. Ein stärkerer Fokus auf den Themenkomplex Klimaver-änderung und -anpassung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung sei aber dringend geboten.

Das Projekt FABU habe diese neue Aufgabe bereits erkannt und die Thematik in den Aufgabenkatalog des Projektes aufgenommen. Vor diesem Hintergrund arbeite man im Projekt FABU bereits an einem Strategieportfolio für die Umsetzung klimarelevanter Lerninhalte in der Agraraus-bildung. Weitere vorbereitende Arbeitsschritte, wie zum Beispiel die Bildung einer Arbeitsgruppe engagierter Lehrkräfte, die die inhaltliche und fachdidaktische Arbeit in den verschiedenen Unter­richtsbereichen aufeinander abstimmen und in ein ganzheitliches fächerübergreifendes Lernfeld überführen sollen, befinden sich nach Aussage von Hassenpflug in Vorbereitung. In einem zweiten Schritt gelte es, sachlich und bedarfsgerecht Informationen zum Klimawandel (Ursachen, Ereignisse, Anpassungen etc.) zu sammeln und praxisorientiert aufzuarbeiten.

Den zukünftigen Fachkräften und Betriebsleitern*innen sollen Wege aufgezeigt wer-den, wie sie den Risiken und Herausforderungen des Klimawandels besser begegnen können.

Bei der Konzeption und Struktur eines Lehrmoduls „Klimawandel und –anpassung“ werde man die bei anderen Lernmodulen bereits erfolgreich eingesetzte Leittext-methode als Blaupause nutzen und inhaltlich unter anderem auf die Kenntnisse und verfügbare Materialien deutscher und verschiedener internationaler Kollegen*innen zurückgreifen.

Mittelfristig sollen im Projekt Bildungsformate zum Thema „Klimawandel und -an-passung“ entwickelt und in die Curricula bzw. Lehrpläne der Agrarcolleges integriert werden. Zunächst gelte es aber, Materialien zu sammeln, Konzepte zu entwickeln und Inhalte zu überprüfen

Vorstellbar sei beispielsweise ein Unterrichtsblock für die Studierenden mit folgenden Inhalten:

  1. Analyse der Vorkenntnisse der Studierenden – Bild der Lerngruppe
  2. Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas Klimawandel – Sachanalyse
  3. Klärung wissenschaftlicher Begriffe und Konzepte zum Thema Klimawandel
  4. Formulierung/Festlegung von Lernzielen – Basis: Vorkenntnisse und Sachanalyse
  5. Beschreibung der didaktisch methodischen Überlegungen/Konzepte zu deren Umsetzung
  6. Inhaltliche Ausgestaltung und Umsetzung/Ablauf der einzelnen Lehrmodule – — Lektion 1: Wie entsteht das Klima

– Lektion 2: Klima – was lässt sich beobachten

– Lektion 3: Was sind die Ursachen des Klimawandels

– Lektion 4: Wie entwickelt sich das Klima

– Lektion 5: Was sind die Auswirkungen des Klimawandels

– Lektion 6: Was unternimmt die Politik und was sind mögliche technische

Maßnahmen?

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  1. Überprüfung der Ergebnisse des Lernprozesses – summative und formative Prüfungsformen.

Das Ziel sei es, das Lehrangebot um das Thema „Klimawandel“ zu erweitern und College-Absolventen*innen so auszubilden, dass sie zukünftig in der Lage sind, landwirtschaftliche Betriebe/Unternehmen risikofreudig, innovativ und zukunfts-gerichtet – also auch klimaangepasst – aufzustellen und zu führen.

“Ein „Weiter So“ gibt es nicht. Der Klimaschutz ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts.” Dieses Zitat von Angela Merkel unterstreicht die gegenwärtige Brisanz des Themas „Klimawandel“, dass die gesamte Menschheit betrifft – unabhängig davon, wie viel jeder einzelne dazu beiträgt. Doch wer und was sind eigentlich die Ursachen der schleichenden Bedrohung? Welche konkreten Auswirkungen hat der Klimawandel global und in der Ukraine? Was können wir dagegen unternehmen und wie können wir uns darauf vorbereiten?

Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass sich die Studierenden der Agrarcolleges im Rahmen der Unterrichtseinheit “Klimawandel – Ursachen, Folgen und Handlungs-optionen“ mit den wissenschaftlichen Grundlagen über die Funktionsweise des Klima-systems sowie über die Ursachen, die Entwicklung und die Auswirkungen des Klima-wandels auseinandersetzen. Es gelte, Wissenslücken zu schließen und Lösungsmög-lichkeiten durch angepasste Produktionssysteme zu vermitteln.

Wichtige Kriterien zur Maßnahmenumsetzung und -bewertung würde die Agrarforschung liefern. Aber auch die politischen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien von großer Bedeutung.

Ausblick

Der Klimawandel schafft nach Herrn Hassenpflug neue Herausforderungen für die Politik, die Landwirtschaft, die Wissenschaft und die Ausbildung. Das Projekt FABU wird sich diesen Herausforderungen  annehmen. Es sieht eine wichtige Aufgabe des Projektes darin Kenntnisse über die Ursachen, Folgen und Handlungsoptionen des Klimawandels in die Collegeausbildung mit dem Ziel zu integrieren, trotz der klimatischen Veränderungen die Produktion von Lebensmitteln in der Ukraine auch zukünftig sicherzustellen.

Denn

Klimaschutz = Ressourcenschutz

Und dieser wird erreicht durch

Das Zitat des griechischen Philosophen Perikles (500 v. Christus)

liefert den Arbeitsauftrag.

 

Hans Georg Hassenpflug

Projektleiter FABU