Liebe Partner, Mitstreiter und Freunde des Projektes FABU,

die Digitalisierung in der Landwirtschaft bietet viele neue Möglichkeiten, bringt Veränderungen und schafft neue Geschäftsmodelle. Daten sprudeln in den landwirtschaftlichen Betrieben/Unternehmen aus diversen Quellen. Sie wollen von den Landwirtinnen und Landwirten nur „geerntet“ werden. Wie dies funktionieren kann, wurde im Rahmen eines Webinars zum Thema „Precision Livestock Farming – Digitalisierung in der Tierproduktion“ aufgezeigt. Das Webinar fand vom 28. bis 30. September 2020 Im Rahmen des FABU-Projekts in den Räumlichkeiten der staatlichen Einrichtung “NMC VFPO” in Kiew statt.

Dozentinnen und Dozenten der Spezialisierungen “Technologie der Produktion und Verarbeitung tierischer Produkte” und “Veterinärmedizin” aus sieben landwirtschaftlichen Colleges versammelten sich in Kiew um das Angebot und die Nutzung digitaler Technik exemplarisch an Beispielen aus der Tierhaltung, -fütterung, -züchtung und -beobachtung kennenzulernen.

Zunächst vermittelte Dr. Victor Josef, Mitarbeiter der Universität Hohenheim, die erforderlichen Grundkenntnisse für den Bereich des Precision Livestock Farming (PLF). Anschließend zeigte er in diversen Präsentationen eine Reihe konkreter Innovationsfelder auf.

So entfallen beispielsweise durch den Einsatz- von Melk- und Reinigungsrobotern für das Personal monotone und körperlich sehr anstrengende Arbeiten. Außerdem können die Arbeitszeiten individueller gestaltet werden. Auch das manuelle Füttern ist stark an festgelegte Zeiten gebunden und durch den Faktor Mensch fehlerbehaftet. Ein Futterroboter bringt dagegen das Futter gleichmäßig und kontinuierlich aus, was positive Auswirkungen auf das Tierwohl hat und sogar mit einer Leistungssteigerung einhergehen kann. Die Kühe können fressen soviel sie wollen, schlafen und zum Melken gehen wann sie wollen. Letztlich übernimmt die Landwirtin/der Landwirt damit immer mehr eine Kontroll- und Überwachungsfunktion mit flexibler Zeiteinteilung. Des Weiteren kann in Zeiten, in denen die Betriebe über einen Mangel an qualifiziertem Personal klagen, die digitalisierte Technik helfen, diese Engpässe zu überbrücken.

Dies alles setzt aber voraus, dass die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten im Rahmen der Collegeausbildung vermittelt werden. Dies wiederum bedingt, dass die Lehrpläne und Curricula entsprechende Lehrinhalte vorsehen und die Dozentinnen und Dozenten durch entsprechende Aus- und Fortbildungsmaßnahmen über die entsprechenden Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen.

Dies gilt umso mehr, als die Digitalisierung mit automatischer Fütterung, Melkrobotern, intelligenten Klimasystemen, sensorgestützter Tierüberwachung, etc. schon längst in der Praxis angekommen sind und damit die Digitalisierung aktuell schon in nahezu allen Bereichen der tierischen Produktion eines landwirtschaftlichen Betriebes Fuß gefasst hat. So gibt es mittlerweile Hard- und Software, die in den landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt werden, um Prozesse in den folgenden Bereichen zu erleichtern:

  • Bereich Fütterung“
    • Futterroboter
    • Futterküche
    • Spezialgeräte zur Trockenmasse-Bestimmung von Silagen
    • Digitale Refraktometer => Bsp.: Qualitätsbestimmung von Biestmilch
  • Bereich „Stall“
    • Automatisches Einbringen von Einstreu
    • Automatische Reinigung/Entmistung, Beispiele:  Spaltenreiniger, Roboter zum Reinigen von Laufflächen
    • Lüftungssysteme
    • Automatischer Zutrieb
  • Bereich „Tiergesundheit“
    • Sensoren, Beispiele: Sensoren in automatischen Melksystemen können anhand der Milchinhaltsstoffe den allgemeinen Gesundheitszustand einer Kuh auswerten
    • Pansensonden
  • Andere Bereiche
    • Automatische Melkmaschinen
    • Melkroboter
    • Herdenmanagementsysteme
    • Automatische Brunsterkennung
    • Automatisierte Tierbeobachtung auf Weiden
    • Roboter zum Umsetzen von Weidezäunen
    • Datenerfassung durch Sensoren in technischen Anlagen als auch am Tier selbst

Dr. Victor Josef berichtete über den aktuellen Stand der Verbreitung von Informationstechnologien und automatischen Prozessen in der Tierhaltung und gab darüber hinaus einen Ausblick bezüglich der Aussichten für ihre weitere Entwicklung.

Der theoretische Einführungsblock in die Thematik erfreute sich einer sehr großen und positiven Resonanz. Lobend hervorgehoben wurde das Konzept der Umsetzung und Durchführung des Webinars. Die TeilnehmerInnen diskutierten die Ausführungen des Referenten sehr lebhaft insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit und Einführung eines Lehrmoduls “Digitalisierung in der Tierhaltung” an landwirtschaftlichen Colleges.

Die Lehrmaterialien zu dem Lehrmodul „Precision Livestock Farming – Digitalisierung in der Tierproduktion“ sind in Kürze unter einem Link auf unserer Homepage zu finden.

Sollten Sie noch Fragen zur aktuellen Thematik oder anderen Themenfeldern an uns haben oder Sie wünschen weitere Informationen zum Projekt erreichen sie das FABU – Team

  • postalisch unter der Adresse Smilianska Str. 11, 03151 Kiew Ukraine oder
  • per Mail unter [email protected] oder
  • telefonisch über unser Projekttelefon unter der Rufnummer: +38 (044) 243-73-14.

Es ist geplant, nach der Lockerung der Quarantänebeschränkungen, den theoretischen Teil des Webinars noch durch einen praktischen Teil der Ausbildung auf einem modernen ukrainischen landwirtschaftlichen Betrieb zu ergänzen. Dr. Victor Josef sehnt sich nach dieser Präsenzveranstaltung und sitzt in den Startlöchern für einen Besuch der Ukraine.

Das Projekt FABU steht für neue Inhalte und Wege in der Collegeausbildung. Begleiten Sie uns auf dem Weg der Konzeption und Einführung weiterer neuer Lehrmodule – das ist spannend und bestimmt auch lohnend.

Ich freue mich auf Ihr „Feed – Back“ und wünsche Ihnen, trotz wieder steigender Infektionszahlen und dadurch bedingter stärkerer Einschränkungen, „halten Sie den Kopf hoch“ und passen Sie auf sich, Ihre Familie und Freunde auf.

 

Hans Georg Hassenpflug, Projektleiter FABU