Oldenburg/Echem – Die besonders praxisorientierte landwirtschaftliche Ausbildung in Niedersachsen besser kennenzulernen war Anspruch von zwei Delegationen aus der Ukraine, die in der 41. Kalenderwoche zu Gast war in Niedersachsen waren.

Die stark verschulte Collegeausbildung für Landwirte in der Ukraine gilt als überholt und soll deswegen reformiert werden. Unterstützt werden diese Bemühungen durch ein bilaterales Bildungsprojekt, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert, der ADT Project Consulting GmbH mit Konsortialpartnern in Bonn durchgeführt und von dem Projektleiter Hans Georg Hassenpflug in der Ukraine umgesetzt wird.

Zu der Reisegruppe die eine Woche lang in Niedersachsen waren gehörten unter anderem Vertreter und Dozenten der vier ukrainischen Pilotcolleges und der zuständigen Ministerien (Bildung und Wirtschaft). Die Informationen des Kultusministeriums, des Landesbauernverbandes, der DEULA und aus der Landwirtschaftskammer lieferten den Teilnehmern wertvolle Informationen über das deutsche Ausbildungssystem. Ein Schwerpunkt der Darstellung lag dabei auf der engen Verflechtung von Ausbildung/Praxis auf dem Betrieb und moderner Lehre. Auf diese Weise konnten Bausteine identifiziert werden, die in der Collegeausbildung der Ukraine erfolgversprechend eingesetzt werden können.

Wie die Ausbildung auf einem niedersächsischen Hof konkret funktioniert, erfuhren die Mitglieder der ukrainischen Delegation beim Besuch in einem Ackerbau- sowie in einem Milchviehbetrieb in den Landkreisen Lüneburg und Harburg.

Parallel dazu wurden vierzehn ukrainische Fachlehrer im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer in Echem (Kreis Lüneburg) vier Tage lang mit modernen Unterrichtsmethoden in aktuellen Lehrinhalten zur Rinder- und Schweinehaltung unterwiesen. Dieses Wissen sollen die ukrainischen Dozenten später an andere Lehrer (Train the Trainer) weitergeben.

Nach einer allgemeinen Einführung durch Herrn Uwe Clar in das System der Ausbildung in Themen der Tierzucht am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem wurde die Gruppe jeden Tag von verschiedenen Lehrern  in  Fächern wie: Fütterungstechnik- und Baukonzepte, Fütterung, Melken, sowie Management in der Trockenstehperiode und Abkalbung, moderne Melksysteme, Biosicherheit in der Schweinezucht, Erstversorgung bei der Abferkelung, tierschutzgerechtes Nottöten usw. unterrichtet.
Neben der theoretischen Wissensvermittlung im Unterrichtsraum lag ein wichtiger Fokus der Ausbildung  für die Gästegruppe auf der praktischen Umsetzung der vermittelten theoretischen Kenntnisse direkt im Kuhstall (z. B. Bewertung der Haltungssysteme von Kälbern und Kühen, Melken) und im Schweinestall (z. B. Vergleich moderner Haltungssysteme, Tierbeurteilung nach Body condition score, Pflege von Neugeborenen, künstliche Besamung). Auf diese Weise hatten die ukrainischen Dozenten die Möglichkeit, einige technologische Verfahren (z. B. das Melken) persönlich durchzuführen und verschiedene Systeme zu vergleichen sowie deren Vor- und Nachteile herauszufinden.

Der theoretische Unterricht und die praktische Unterweisung wurden durch entsprechende Unterrichtsmaterialien ergänzt, die auch im Unterricht an den Colleges in der Ukraine Anwendung finden können.
Für die Collegedozenten aus der Ukraine war es besonders wichtig auch umfassende Informationen von ihren deutschen Kollegen über aktuelle Trends in der Tierzucht in anderen EU-Ländern erhalten zu haben. Zwei Themenfelder waren von großem Interesse: die Besonderheiten im Hinblick auf die Entwicklungen im Tierschutz sowie die umweltfreundliche und ökologische Erzeugung von tierischen Produkten.

Abschließend war ein unvergessliches Erlebnis das Testen der von Herrn Benito Weise entwickelten Kuhbrille (Simulation des Sehens einer Kuh, wie sie die Umwelt sieht), um ihr Verhalten besser zu verstehen und die Haltungsbedingungen der Tiere entsprechend zu verbessern.